Das Haus ist aufgeräumt. Alles liegt griffbereit, ich suche nichts.
Ich räume keine Fläche frei, wenn ich etwas ablegen möchte. Ich sage nicht
„gleich können wir spielen, ich packe nur noch eben das hier weg“.
Simplify your life! Fröhliches Entrumpeln wünscht Eure
Jasmin
So ist es leider nicht. Ich bin nicht besonders unordentlich.
Aber auch nicht besonders ordentlich. Oder ordnungsliebend. Zumindest war mir
das nicht bewusst. Ich liebe Kram. Ich liebe altes Porzellan und kuriose Dinge.
Ich liebe Reiseandenken und Erinnerungsstücke an liebe Menschen.
Meine einstige Einzimmerwohnung wurde trotz allem Kram nicht
unordentlich. Es gab einfach nicht so viele Sachen darin und so viele Personen,
die etwas in Unordnung brachten. Jetzt leben wir als Familie in einem Haus. Unser
Keller ist voll, sehr voll. Mein Mann und ich besaßen beide einen kompletten
Haushalt. Als wir zusammenzogen, gab es plötzlich alles doppelt: Zwei Toaster, zwei
Küchentische, zwei Bügeleisen… Später sind wir berufsbedingt oft umgezogen. Wir
mussten oft und lange auf den Übersee-Container warten. Wir kauften dann provisorisch
Sachen, um zu kochen, um unter einer Bettdecke zu schlafen, um sich mit einem
Handtuch abzutrocknen... Diese provisorischen Sachen gehen nicht irgendwann kaputt,
sie sammeln sich an. Die Kinder haben sehr viel Spielzeug, sie bekommen sehr
viel geschenkt und wachsen schnell aus ihren Kleidern heraus.
Kuhglocke aus der Schweiz |
Unser Haus, oder vielmehr der Keller, platzte aus allen
Nähten. Aber letztes Wochenende habe ich ausgemistet. Tat das Entrümpeln gut! Nur
dass die Sachen einfach auf die Mülldeponie wandern, gefiel mir nicht, unserer Umwelt
geht es schon schlecht genug. Außerdem war der Kram bestimmt auch noch ein
bisschen wert. Also haben wir unsere Sachen auf einen Flohmarkt verkauft. Es gab
einen Nachtflohmarkt. Der kam uns sehr gelegen, weil wir nicht mitten in der
Nacht aufstehen wollten, um unseren Stand aufzubauen. Ich fragte in der Nachbarschaft
herum, ob jemand einen Tapeziertisch zu verleihen hatte. Schlaue Leute, keiner besaß
einen, sie haben keinen überflüssigen Krempel in der Garage rumstehen. Wir bald
auch. Also alles ins Auto gepackt und los damit.
Bei einigen Sachen fiel das loslassen echt schwer. Aber wir
wohnen jetzt drei Jahre in dem Haus und was wir bis jetzt nicht benutzt haben,
werden wir wohl auch in Zukunft nicht mehr benutzen.
Auf dem Flohmarkt hatten wir sehr viel Spaß. Wir waren den
ganzen Tag an der frischen Luft, haben mit anderen Trödelhändlern geplaudert,
um die Waren gehandelt und ein Bierchen von der Imbissbude getrunken. Manche
Dinge haben den richtigen Besitzer gefunden: Eine Frau trug sehr glücklich
ihren neuen Schmuck, ein Ehepaar montierte gleich den Fahrradständer an ihr
Auto. Das war schön zu sehen.
Gut die Hälfte unserer Sachen sind wir losgeworden. Jetzt können
wir von unseren Einnahmen einmal sehr gut essen gehen!
Und nächstes Jahr gehen wir wieder auf den Flohmarkt.
Solange, bis wir nur noch Sachen im Haus haben, die wir alle wirklich benutzen
oder die uns richtig viel Freude bereiten!
Wer mich kennt, fragt sich natürlich, ob ich nicht doch
etwas auf dem Flohmarkt gekauft habe. Diesmal (fast) nichts. Nur ein paar DVDs,
mit denen wir uns am nächsten Abend noch einen gemütlichen Fernsehabend gemacht
haben.
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